Ich habe lange gezögert und überlegt, ob ich in diesem Fall meine Gefühle und Bedenken zum Ausdruck bringen soll, aber die in seinem Buch niedergeschriebene Aussagen von Joachim Görtz selbst, als auch meine persönlichen Erinnerungen an ihn, haben letztendlich den Ausschlag gegeben.
Auch wenn ich Gefahr laufe, evtl. alle vorhandenen Sympathien zu verspielen, so muss ich doch anmerken, dass ich einen gewissen Schmerz verspürt habe, als ich hier davon lesen musste, dass ein Teil des persönlichen Archives von Joachim Görtz in die Hände eines privaten Sammlers, auch wenn er außerhalb jeglicher Kritik dastehen mag, übergegangen ist. Einen ähnlichen Vorgang, nämlich den letztendlichen Verlust der privaten Notizbücher des ehemaligen Betriebsleiters von Mauser, August Weiss, an einen sehr bekannten deutschen Waffen- Sachverständigen (H. B. Lockhoven) hat Joachim Görtz in seinem Buch „Die Pistole 08“ schon auf Seiten 24 ff bedauert.
Es geht hier nicht um Neid- jeder der mich auch nur ein bisschen kennt, weiß um meine Freude hinsichtlich schöner Dinge in anderen, als meinen Händen, nein, Archivmaterial wie dieses, selbst wenn es sich „nur“ um das Fotoarchiv handelt, gehört in die Hände aller (!) Sammler, nicht der „besseren“ Sammler, sondern aller, auch der Anfänger, ja gerade dieser, denn wie sonst wollen wir den dringend benötigten Nachwuchs fördern und fordern.
Leider ist die Dokumentenlage für den uns interessierenden Bereich in Deutschland nach dem verlorenen Weltkrieg bemitleidenswert dürftig, da die Unterlagen größtenteils verloren gingen. Umso wichtiger ist es, dass so herausragendes Material, wie das von Görtz zusammengestellte, der breiten Masse der Sammler zur Verfügung steht. Kein Sammler oder Sachverständiger allein ist zudem in der Lage, die Bedeutung des Archivmaterials zu erkennen, geschweige denn zu verstehen und schon gar nicht zu bearbeiten; dafür sind viele Kräfte und sehr viel Zeit nötig.
Auch wenn ich mit Joachim Görtz über Jahre in Verbindung stand, so kannte ihn der mit ihm befreundete Reinhard Kornmayer selbstverständlich besser als der unbedeutende Klaus, aber hinsichtlich der Görtz unterstellten Freude „plagen“ mich bei dieser Aussage doch gewisse Zweifel.
Abschließend soll eine kleine Anekdote verdeutlichen, dass Joachim Görtz eine Zeit lang ein etwas gespanntes Verhältnis zu mir hatte: Er hatte mir gegenüber erwähnt, dass seine 08- Pistole, mit der er häufig den Schießstand besuchte, einen schwammigen Abzug hätte, der weit entfernt von der von ihm gerühmten Qualität der von Schweizer Büchsenmachern getrimmten Abzügen läge. Ich machte mich für die gute Arbeit meines hiesigen Büchsenmachers und Kunden stark und vermittelte zwischen den beiden. Es kam zum Auftrag und damit geriet ich in die Schusslinie- die beiden konnten sich selbst über die große Entfernung hin von Anfang an nicht leiden. Görtz muss dem Büchsenmacher etwas gesagt haben, was diesen wiederum veranlasste, Görtz als Schreiberling zu betiteln. Meine Bemühungen um einen beschleunigten Ablauf der Arbeiten wurden schlichtweg untergraben; der Büchsenmacher hielt zwar Wort und Görtz bekam seine 08 mit perfektem Abzug wieder, aber alles dauerte Wochen. Und es hat Monate gedauert, bis sich die Wogen glätteten, aber manchmal konnte ich mich des Eindruck nicht erwehren, dass der verehrte Joachim Görtz mir in seinem Frust nie richtig verzeihen konnte, dass ich in seinen Augen zu wenig Druck auf den Büchsenmacher ausgeübt hatte.
Last edited by klaus 3338; 01-03-2010 at 04:51 PM.
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